Geduld bei Kindern und Erzieherinnen: Warum Aushalten und Warten wertvoll ist
- Martha Kwiaton
- 3. Sept.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 5. Sept.

Was bedeutet Geduld eigentlich?
Geduld beschreibt die Fähigkeit, einem Prozess Zeit zu geben – ohne vorschnell einzugreifen oder das Ergebnis erzwingen zu wollen. Sie ist nicht mit Passivität gleichzusetzen, sondern bedeutet, Vertrauen in Entwicklung, in den Moment und in das Kind zu haben.
Kinder lernen in ihrem eigenen Rhythmus. Oft dauert es länger, bis ein Bauwerk fertiggestellt, ein Gedanke zu Ende formuliert oder ein Konflikt selbst gelöst ist. Geduld schafft die Grundlage dafür, dass Kinder sich in ihrem Tempo entfalten dürfen – ohne Druck, dafür mit Respekt vor ihrer Individualität.
Ein Beispiel aus der Praxis
Beim Anziehen nach dem Turnen wollte ein Kind unbedingt alleine seine Schuhe binden. Es dauerte lange, die Schleife fiel mehrfach wieder auf. Früher hätte ich vielleicht eingegriffen, um Zeit zu sparen. Stattdessen habe ich abgewartet und nur ermutigt.
Am Ende schaffte das Kind es tatsächlich – und strahlte vor Stolz. Für mich war es eine Erinnerung daran, dass Geduld nicht Untätigkeit bedeutet, sondern Kindern die Möglichkeit gibt, Selbstwirksamkeit zu erfahren.
Warum Geduld für Kinder so wichtig ist
Kinder entwickeln sich nicht linear, sondern in Schritten, die oft mit Pausen und Wiederholungen verbunden sind. Geduld unterstützt sie dabei, Frustrationstoleranz aufzubauen und eigene Lösungswege zu erproben.
Wenn Erwachsene geduldig bleiben, vermitteln sie: Du darfst Zeit brauchen. Das stärkt Selbstvertrauen, Ausdauer und die Fähigkeit, Schwierigkeiten zu überwinden.

Geduld beginnt bei den Erwachsenen
Im Kita-Alltag wird Geduld oft auf die Probe gestellt – sei es beim Warten, bis alle fertig sind, beim Zuhören von langen Erzählungen oder beim Begleiten schwieriger Situationen. Fachkräfte sind Vorbilder im Aushalten und im Umgang mit Tempo.
Das heißt konkret:
Ruhe bewahren: Nicht sofort eingreifen, sondern Kinder eigene Lösungen suchen lassen.
Zeit einplanen: Übergänge und Abläufe so gestalten, dass Kinder nicht unter ständigem Druck stehen.
Vertrauen zeigen: Zutrauen, dass ein Kind Aufgaben nach und nach selbst bewältigen kann.
Präsenz statt Eile: Geduldig zuhören, auch wenn Gedanken länger brauchen, um formuliert zu werden.
Warum Erzieherinnen Geduld bewusst leben sollten
Geduld ist mehr als eine Tugend – sie ist eine Haltung, die Kindern Sicherheit gibt. Wenn Erwachsene zeigen, dass Entwicklung Zeit haben darf, lernen Kinder, mit sich selbst gelassener umzugehen.
Vorbildfunktion: Kinder sehen, dass nicht alles sofort geschehen muss.
Resilienzförderung: Geduldige Begleitung stärkt Frustrationstoleranz.
Teamkultur: Geduld unter Kolleginnen fördert Verständnis und reduziert Stress im Alltag.
Geduld als gemeinsamer Prozess
Kinder und Erwachsene erleben Geduld zusammen. Indem Erzieherinnen bereit sind, Prozesse auszuhalten und dem eigenen Tempo der Kinder Raum zu geben, entsteht ein Klima der Wertschätzung.
Geduld bedeutet nicht Stillstand, sondern Vertrauen in Entwicklung. Sie ist eine Haltung, die innere Ruhe vermittelt – und oft sind es genau diese ruhigen, abwartenden Momente, die nachhaltiges Lernen ermöglichen.
Verbesserte Lebensqualität durch gelebte Geduld im Alltag von Kindern und Fachkräften.
Quellen:
Hüther, G. (2011). Etwas mehr Hirn, bitte.
Oerter, R. & Dreher, E. (2008). Entwicklungspsychologie des Kindes- und Jugendalters.
Eigene pädagogische Praxis und Teamreflexion






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